Erkrankungen des Verdauungsapparates kommen sehr häufig vor. Diese können vorübergehend (akut) oder dauerhaft (chronisch) sein, nur den Magen bzw. den Darm betreffen, oder auch beides gleichzeitig. Zu den klassischen Symptomen zählen Erbrechen und Durchfall. Auch Verstopfungen und Blähungen gehören dazu. Es kommen verschiedene Ursachen in Frage, vor allem Parasiten, Infektionen, Allergien, Vergiftungen und die Ernährung. Bei vielen Organerkrankungen (z.B. Niere, Bauchspeicheldrüse) kann der Verdauungstrakt mit betroffen sein. Eine gute diagnostische Aufarbeitung ist daher sehr wichtig. Die Diagnoseverfahren reichen von einfachen Kotuntersuchungen über Blutuntersuchungen, Magenspiegelungen bis hin zu Gewebeprobenentnahmen (Biopsien). Die Therapieansätze richten sich nach der Grunderkrankung und sind entsprechend unterschiedlich/vielschichtig.

Erbrechen ist ein häufiges Symptom einer Allgemeinerkrankung, kann aber auch durch Allergien, Stress, Giftstoffe oder falsche Fütterung ausgelöst werden, z.B. zu kaltes oder zu sperriges Futter (Fremdkörper), zu lange Fütterungsintervalle oder zu viel Fleisch. Bei plötzlichem Erbrechen und schlechtem Allgemeinbefinden sowie bei regelmäßigem Erbrechen sollte in jedem Fall eine Abklärung und Behandlung durch den Tierarzt erfolgen. Dies gilt für Durchfall gleichermaßen. Durchfallerkrankungen betreffen fast jedes Tier im Laufe seines Lebens mehr oder weniger häufig. Die Art des Durchfalls kann Hinweise auf den Schweregrad, die zu Grunde liegende Ursache und die Lokalisation (Dünn-/Dickdarm) geben. Durchfallerkrankungen sind sehr vielfältig, eine tierärztliche Abklärung ist daher sehr wichtig. Neben infektiösen, allergischen und organischen Ursachen kommen eine Reihe ernährungsbedingter Ursachen in Frage, insbesondere häufiger Futterwechsel, verdorbenes Futter und falsche bzw. ungünstige Futterzusammensetzung.

Magen-Darm-Erkrankungen gehen oftmals mit erhöhten Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten sowie Verschiebungen des Säure-Basen-Haushalts einher, so dass Infusionen, neben der Gabe von Medikamenten, zu den standardmäßigen Therapiemaßnahmen gehören. Ein vorübergehender Futterentzug kann sinnvoll sein. Grundsätzlich sollte eine leicht verdauliche, fettarme Schonkost mit moderatem Eiweißgehalt gefüttert werden. Hierzu eignen sich selbst zubereitete Rationen ebenso wie spezielle auf dem Markt erhältliche Diätfuttermittel („Magen-Darm-Diäten“). Zu Beginn sind kleine Mahlzeiten in suppiger bzw. breiiger Form und gegebenenfalls auf Körpertemperatur angewärmt zu empfehlen. Hat sich das Tier erholt kann langsam wieder auf das gewohnte Futter umgestellt werden.

Verstopfung (Obstipation/Konstipation) äußert sich durch verminderten und erschwerten Kotabsatz. Vorübergehende Verstopfungen treten häufig fütterungsbedingt insbesondere bei (hoher) Knochengabe bzw. Aufnahme sperriger Bestandteile (z.B. Holzstücke, Papier) auf. Auch Ballaststoffe spielen eine Rolle. Sowohl sehr hohe als auch sehr niedrige Gehalte im Futter können Verstopfungen verursachen. Haltungsfehler, insbesondere mangelnde Bewegung, bestimmte Medikamente sowie Schmerzen oder Entzündungen im Enddarmbereich sind Beispiele für nicht-fütterungsbedingte Ursachen. Auch können Verstopfungen als Begleiterscheinung von Austrocknungszuständen auftreten, z.B. im Rahmen einer ungenügenden Flüssigkeitsaufnahme oder fieberhaften Erkrankungen. Während akute Verstopfungen eher harmlos sind, können anhaltende Verstopfungen zu Allgemeinsymptomen und einer dauerhaften Überdehnung der Dickdarmwand (Megakolon) führen. Das Tier sollte daher lieber zu früh als zu spät beim Tierarzt vorgestellt werden.

Magenübersäuerung (Sodbrennen): Häufiges Aufstoßen manchmal gefolgt von Grasfressen kann ein Hinweis auf eine übermäßige Magensäureproduktion. Dies kann auch in Zusammenhang mit der Futterzusammensetzung (z.B. hoher Fleisch- und Fettanteil) oder den Fütterungsintervallen stehen.  Magengeschwüre, als mögliche Folge einer chronischen Magenentzündung (Gastritis), sind durch eine Zerstörung der Schleimhaut gekennzeichnet und zum Glück eher selten. Als Ursachen kommen neben anderen Organerkrankungen auch bestimmte Medikamente in Frage, wenn diese dauerhaft verabreicht werden. Stress spielt ebenfalls eine große Rolle. Therapeutisch werden in der Regel Magensäureblocker und schleimhautschützende Medikamente oder bewährte „Hausmittelchen“ wie z.B. Ulmenrinde eingesetzt. Betroffene Tiere sollten außerdem eine Schonkost erhalten (s. oben), bei der insbesondere auf eine weiche Konsistenz zu achten ist.

Eine Magendrehung ist ein lebensbedrohlicher Zustand und immer ein Notfall. Trotz jahrzehntelanger Bemühungen sind die genauen auslösenden Ursachen nach wie vor nicht bekannt. Im Vordergrund stehen eine vermehrte Gasbildung im Magen und vermehrtes Luftschlucken. Meist ist es kein einzelner Faktor, sondern es kommen mehrere Dinge zusammen. So begünstigt z.B. ein bestimmter Körperbau eine Magendrehung. Es sind häufig große Rassen und Hunde mit schmalen und hohem Brustkorb betroffen (v.a. Doggen), während Hunde unter 20 Kilo keine Magendrehung bekommen. Auch Stress scheint eine Rolle zu spielen. Weitere begünstigende Faktoren sind: körperliche Aktivität direkt nach dem Fressen,  hastiges Fressen und Luftschlucken, unregelmäßige Fütterungszeiten, zu große Futtermengen, höherer Fettanteil des Futters sowie eine übermäßige Gärung z.B. durch einen hohen Keimbesatz oder leicht vergärbare Inhaltsstoffe.

Moro´sche Karottensuppe

Hintergrund: Anfang des 20. Jahrhunderts, als es noch keine Antibiotika gab, kreierte der Heidelberger Kinderarzt Prof. Ernst Moro eine nach ihm benannte Karottensuppe, durch die die damalige Sterbe- und Komplikationsrate bei Kindern infolge von Durchfallerkrankungen drastisch gesenkt werden konnte. Pharmakologen entschlüsselten später das Geheimnis dieser tollen (und leckeren) Suppe. Beim Kochen der Karotten entstehen bestimmte Stoffe (Oligogalakturonide), die ähnlich sind wie die  Rezeptoren der Darmschleimhaut und an die pathogene Darmkeime andocken. Dadurch wird eine Anhaftung an die Darmwand verhindert und die Erreger ausgeschieden.

Und so wird´s gemacht: Kochen Sie 500 g geschälte Karotten eine Stunde lang in einem Liter Wasser. Anschließend pürieren Sie die Karotten im Mixer, gießen den Brei wieder mit gekochtem Wasser auf einen Liter auf und geben drei Gramm Kochsalz dazu. Diese Suppe kann mehrmals am Tag in kleineren Mengen gefüttert werden.